Zeitreise on Steroids

Style-time-travel

Im deutschen Amazon Prime Video heißt die Serie »Matrojschka« im Original »Russian Doll« und es ist bereits die zweite Staffel. Spoilern werde ich hier nichts, weswegen ich versuche, so wenig wie möglich über die Handlung zu verraten. Nur so viel sei gesagt: Es geht um Zeitreisen. Und das ganz großartig.

Den Machern ist eine ziemlich einzigartige Mischung aus einem Woody-Allen-eskem New York mit einer gehörigen Priese Coolness und der üblichen Zeit­reise­problematik gelungen. Dabei geht es nicht um ein kompliziertes Zeitparadox, auch wenn das durchaus Teil der Handlung ist. Aber die Hauptfigur ist einfach zu lässig um sich über solche Dinge Sorgen zu machen.

Die erste Staffel verlangt etwas an Durchhaltevermögen. Nicht, weil sie Längen hätte, sondern, weil man sich auf den Stil einlassen muss. Es gibt zahlreiche ulkige oder tiefsinnige, melancholische oder allegorische Adaptionen von täglich grüßt das Murmeltier aber diese ist wirklich speziell. Die, vermutlich für New-Yorker Boheme ganz normale, Verrücktheit des Alltags kann durch die Zeitschleife kaum überhöht werden. Warum das alles passiert ist nie eine Frage.

Überhaupt, ist die Frage, warum dine geschehen oder warum sich die Figuren so verhalten, wie sie es tun, kein Thema, dass einer Erklärung wert wäre. Die Autor:innen gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass nicht alles erklärt werden muss. Und das nimmt mich als Zuschauer angenehm ernst. Und es funktioniert, weil sich die Figuren nicht irrational verhalten, sondern nur menschlich, und weil die Spielregeln von Zeitreisen und -schleifen konsistent und nachvollziehbar sind.

Zeit und Logik

Es macht die beste Story kaputt, wenn sie nur dadurch logisch wird, dass unlogische oder willkürliche Regeln aufgestellt werden. Dies und das muss passieren, weil die Magie es so verlangt. Ein Ehrenkodex zwingt die Hauptfigur zu diesem oder jenem. Sowas gibt es bei Matrojschka nicht. Trotz der Fremdartigkeit in der die Story startet und in die sie sich immer weiter verstrickt, bleibt die Handlung stimmig. Das gilt für Staffel zwei vermutlich noch mehr als für Staffel eins.

Wer intelligente Science-Fiction mag, und wem es egal ist, wenn klassische Tropes des Genres nicht durch­gekaut werden, und wer außerdem noch auf tolle Kamera und ein stimmungs­volles Bühnenbild anspringt und wer klischee­ferne Frauen­rollen sehen will und vielleicht noch New-York-Freund:in ist – dem oder der ist hier ein Kleinod geschenkt.